Ambra – vom Pottwal-Furz zum Luxus-Parfüm

25. September 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Dieser Beitrag wühlt verbal schon wieder tief in Tiergedärmen.
Diesmal geht es allerdings nicht um klitzekleine Mäuseköttel, wie in „Sonnenstrahl und Mäuseschiss“, sondern um den kapitalen Haufen eines Pottwals.
Ambra wird am Strand angespült, auf dem Meer treibend oder im Darmtrakt toter Pottwale gefunden. Die anrüchige Substanz kann grau, grünlich, weißlich marmoriert und von schmieriger bis fester Konsistenz sein.
Ambra ist eine kostbare Substanz, die durch ihren außergewöhnlichen Duft und ihre Fähigkeit, andere Düfte zu fixieren, lange Zeit eine essentiell wichtige Rolle in der Parfumherstellung gespielt hat. Ambra wurde mit Gold aufgewogen und entfaltete dann seine betörende Wirkung in Parfums auf der zarten Menschenhaut (damals griffen auch Männer häufiger zum Parfum). Eine außergewöhnliche Karriere für einen Stoff, der im Verdauungstrakt eines Wals entsteht.

Hermann Melville hat es in „Moby Dick“ schön formuliert: [Weiterlesen →]

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Sonnenstrahl und Mäuseschiss

31. August 2012 von Bettina Wurche · 3 Kommentare

Wie viel Wirkung hat das Sonnenlicht auf den astronomischen Forschungssatelliten XMM? Diese Frage stellte sich vor einigen Tagen den wackeren Raumfahrtingenieuren bei ESOC.
Das Sonnenlicht übt eine sehr, sehr kleine Kraft aus, die den über 3 t schweren Satelliten aber in seiner Umlaufbahn beeinflusst und ein kleines Drehmoment auf ihn ausübt. Nun wurde ein Vergleich zur besseren Veranschaulichung dieser sehr kleinen Kraft gesucht. Rainer Kresken hatte die zündende Idee: „Der Strahlungsdruck der Sonne übt auf den Satelliten XMM eine Kraft von 0,4 mN (Tausendstel Newton) aus. Das  entspricht der Gewichtskraft eines Mäuseschisses auf der Erde.“ [Weiterlesen →]

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„Der perfekte Sturm“ für die Delphine des Golf von Mexiko: Kommentar

30. Juli 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Im April 2010 kam es in Folge eines Blowouts auf der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko zur schlimmsten Offshore-Öl-Katastrophe in der Geschichte der USA. Schätzungsweise 4.9 Mio barrels (780,000 m3 ) Rohöl flossen in ein Meeresgebiet mit vielfältigen Ökosystemen und großem Artenreichtum, von der Elchkoralle bis zum Pottwal.
Die folgenden Monate beherrschte die Ölkatastrophe die Schlagzeilen, zunächst überschlugen sich die Meldungen über die zahlreichen verstorbenen Tiere, darunter auch viele tot gestrandete Delphine. Dann wurde es still um die Ölpest im Golf.
Erst zu Beginn des Jahres 2011 kam die Öl-Katastrophe im Kontext mit dem Delphin-Massensterben erneut in die Schlagzeilen.
Jetzt gibt es eine offizielle Publikation dazu: “Were Multiple Stressors a ‘Perfect Storm’ for Northern Gulf of Mexico Bottlenose Dolphins (Tursiops truncatus) in 2011?” von Carmichael et al im Online-Magazin PLoS.

Der Beitrag, der in PLoS publiziert wurde, ist extrem abstrahiert und relativierend. [Weiterlesen →]

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„Der perfekte Sturm“ für die Delphine des Golf von Mexiko: Kritische Diskussion der Publikation

30. Juli 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Die Publikation “Were Multiple Stressors a ‘Perfect Storm’ for Northern Gulf of Mexico Bottlenose Dolphins (Tursiops truncatus) in 2011?” von Carmichael et al im Online-Magazin PLoS untersucht das Delphin-Massensterben von 2011.

Massensterben von Walen kamen und kommen immer wieder vor.
Die Gründe dafür sind vielfältig und oft schwierig zu analysieren, es gibt natürliche und anthropogen (durch menschliche Einwirkung erfolgte) Todesursachen. Im Golf von Mexiko etwa sind zuletzt 2004 durch eine Giftalgenblüte („red tide“) mehr als 100 Große Tümmler und viele andere Meerestiere gestorben. [Weiterlesen →]

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Zusammenhang zwischen der Ölpest in 2010 und Delphinsterben in 2011 im Golf von Mexiko?

30. Juli 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Zu Beginn des Jahres 2011 strandeten an der Küste des Golfs von Mexiko ungewöhnlich viele tote Delphine: Zwischen Januar und April 2011 waren es 186 Große Tümmler (Tursiops truncatus), davon waren 86 perinatale Kälber („Perinatal“ ist der Zeitpunkt um den Geburtstermin herum.)
Jetzt kommt eine erste wissenschaftliche Aufarbeitung: “Were Multiple Stressors a ‘Perfect Storm’ for Northern Gulf of Mexico Bottlenose Dolphins (Tursiops truncatus) in 2011?” von Carmichael et al im Online-Wissenschaftsmagazin PLoS. („Waren multiple Stress-Faktoren der „Perfekte Sturm“ für Großen Tümmler des Nördlichen Golf von Mexiko?“)

Die Untersuchungen beziehen sich auf die Totfunde an den Küsten der US-Bundesstaaten Alabama, Florida, Louisiana und Mississippi.
Der Titel „Perfect Storm“ bezieht sich auf den gleichnamigen Roman von Sebastian Junger, in dem durch die Verkettung vieler unglücklicher Umstände letztendlich ein gewaltiger Sturm zum Untergang des Schwertfischfängers „Andrea Gail“ führt.

Die Strandungsrate von 186 Delphinen in vier Monaten ist signifikant höher als normal. Normalerweise werden durchschnittlich 74 tote Delphine jährlich angespült. Ebenfalls ungewöhnlich ist der extrem hohe Anteil perinataler Kälber. Perinatal ist der Zeitpunkt nahe um den natürlichen Geburtstermin, bei Großen Tümmlern wird er durch die Länge von 115 cm definiert. Diese Tiere sind entweder Neugeborene oder voll entwickelte Totgeborene. [Weiterlesen →]

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Tote Delphine zwischen Behörden und Umweltschutz

22. Juni 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Das Gezerre um die toten Delphine und die Art der Vorgehensweise können nicht unkommentiert bleiben.
Darum hier noch einmal meine persönliche Meinung dazu:

Die Methoden der Probennahme, Bearbeitung und Analyse folgten keinem vertrauenswürdigen Protokoll. Dadurch hatten auch später hinzugezogene Experten keine Möglichkeit mehr, zu tragfähigen Resultaten zu kommen. Die Datensammlung war und ist aufgrund der Unvorbereitetheit und Unkenntnis über die korrekten Verfahrensweisen und Protokolle unbrauchbar. [Weiterlesen →]

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Die toten Delphine von Peru – Todesursache ungeklärt

22. Juni 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Das Massensterben der Meerestiere hat mich verfolgt.
Fast 1000 Delphine tot durch akustisches Trauma?
Mein Thema!
Ich sammelte die wenigen Informationsbrocken, die ich fand. Unbefriedigend.

Im April stieß ich auf der marmam-mailing-Liste auf eine mail einer englischen Kollegin, die um alle vorhandenen Informationen bat. Ich schickte ihr meine Bruchstücke zu, sie sammelte weiter und gab mir kurze Zeit später einen Abschlußbericht.

Der Tod der 877 Delphine und fast 3000 Pelikane ist eine üble Angelegenheit.
Die Untersuchung der Ursachen ist ein Lehrstück von Schlamperei und Unprofessionalität, das mich fassungslos macht.
Und wütend.
Diese Informationen müssen in die Öffentlichkeit.
Darum habe ich diesen – sehr langen – Blogeintrag geschrieben.
Und hinterher noch einen Kommentar:
Doch lesen Sie selbst…

Was ist vor der Küste Perus passiert?

Zwischen Anfang Februar und den ersten 2 Aprilwochen 2012 wurden 877 tote Delphine über einen 100 Meilen langen Abschnitt zwischen Piura und Lambayeque, 500 Meilen nördlich von Lima,  an der Küste Perus angeschwemmt. Die toten Delphine waren zu 97% Langschnäuzige Gemeine Delphine (Delphinus capensis), eine von 6 regionalen Delphin-Arten. [Weiterlesen →]

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Dinosaurier für Erwachsene

21. Juni 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Dinosaurier sind nicht nur ein Thema für Kinder, auch viele Erwachsene interessieren sich nach wie vor dafür. Schließlich gibt es Leute, die das sogar studieren.
Natürlich gibt es eine Unmenge von Informationen zum Thema, Print und Online. Auf der einen Seite gibt es umfangreiche Fachliteratur, die ohne solide Paläontologie- und Biologie-Kenntnisse nicht lesbar sind. Auf der anderen Seite gibt es umfangreiches populäres „Geschreibsel“, schlecht geschrieben und voller Fehler. Wie kann sich nun eine Nichtfachfrau/ein Nichtfachmann sachlich kompetent in das begehrte Thema einlesen?

Ich habe eine kleine Zusammenstellung gemacht, was lesenswert und lohnenswert ist. Die Liste ist absolut unvollständig und gibt nur meinen eigenen Bücherschrank wieder, aber es ist ein mal ein Anfang.
Viele der genannten Bücher habe ich übrigens in Bibliotheken, auf Flohmärkten oder im modernen Antiquariat gefunden. Man kann also auch mit wenig Geld zum Dino-Kenner werden. [Weiterlesen →]

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Cap Rouge Day – Bon anniversaire, Jacques-Yves Cousteau!

11. Juni 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Der berühmte Meeresaktivist mit der unverwechselbaren roten Mütze hat heute Geburtstag!
Er wäre heute 102 Jahr alt geworden. Cousteau war der Held meiner Kindheit, seine Filme und Bücher haben mich mit der Liebe zur Meeresbiologe infiziert, diese frühkindliche Prägung wirkt bis heute nach.

Seine Vorgehensweise war denkbar einfach und schlagkräftig: [Weiterlesen →]

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Pottwale meiden Deepwater Horizon

17. April 2012 von Bettina Wurche · Kommentare deaktiviert

Pottwale (Physeter macrocephalus) sind gewaltige graue Kolosse, die in allen Weltmeeren leben. Die tief tauchenden Wale schwimmen den größten Teil des Jahres überwiegend nach Geschlechtern getrennt: Die Männchen halten sich in den nahrungsreichen subpolare und polaren Gewässern auf, und die Weibchen und Jungtiere leben in sozialen Gemeinschaften in wärmeren Gewässern. Auch im Golf von Mexiko gibt es eine große Pottwal-Population. Während der verheerenden Ölpest nach der Explosion der Deepwater Horizon vor fast zwei Jahren waren zwei tote Pottwale angespült worden.

Durch ihre Lebensweise im offenen Ozean und ihre langen und tiefen Tauchgänge sind Pottwale schwierig zu beobachten. Darum nutzen Wissenschaftler für die Untersuchung ihrer Verbreitungsgebiete und Bestände oft akustische Methoden, mit denen sie die Lautäußerungen der Tiere verfolgen.
Pottwale haben keine „Gesänge“ oder andere komplexe Lautäußerungen wie viele andere Wale, diese größten Zahnwale geben vor allem so genannte “clicks“ ab.

Eine Arbeitsgruppe der Universität Louisiana hat die Laute der Pottwale im Golf von Mexiko mit einem passiven akustischen Survey untersucht: [Weiterlesen →]

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