Sonnenstrahl und Mäuseschiss

31. August 2012 von Bettina Wurche · 3 Kommentare

Wie viel Wirkung hat das Sonnenlicht auf den astronomischen Forschungssatelliten XMM? Diese Frage stellte sich vor einigen Tagen den wackeren Raumfahrtingenieuren bei ESOC.
Das Sonnenlicht übt eine sehr, sehr kleine Kraft aus, die den über 3 t schweren Satelliten aber in seiner Umlaufbahn beeinflusst und ein kleines Drehmoment auf ihn ausübt. Nun wurde ein Vergleich zur besseren Veranschaulichung dieser sehr kleinen Kraft gesucht. Rainer Kresken hatte die zündende Idee: „Der Strahlungsdruck der Sonne übt auf den Satelliten XMM eine Kraft von 0,4 mN (Tausendstel Newton) aus. Das  entspricht der Gewichtskraft eines Mäuseschisses auf der Erde.“

Zum Vergleich:
Eine 100 g- Tafel Schokolade hat eine Kraft von 1 N (0,1 kg * 9,81 m/s), Rainer Kresken schätzt, dass eine Tafel Schokolade etwa 2000 Mäuseschissen entspricht. Außerdem geht er davon aus, dass ein Reiskorn etwa 3-4 Mäuseschissen entspricht.

Eine Maus köttelt die für die Weltraumforschung

Für Naturwissenschaftler bleibt nun allerdings die Frage zu klären, wie viel genau ein Mäuseschiss wiegt. Innerhalb eines gewissen Referenzrahmens, abhängig von Geschlecht, Alter, Ernährung und Tagesform der Maus. Und wie viele Mäuseköttel das Äquivalent zu einer Tafel Schokolade sind.

Da im Büro nebenan im Anatomischen Institut in Frankfurt, wo ich einige Tage in der Woche arbeite,  gerade eine Maus eingezogen ist, die jede Menge Stoffwechselendprodukte (=Schisse, Köttel, Brösel) produziert, konnten wir in einem wissenschaftlichen Experiment das Gewicht eines bröseligen Maus-Exkrements ermitteln. Die Maus trägt den poetischen Namen „Nr. 5“.
Wie es zu dieser Namensgebung gekommen ist und warum die Maus in Herrn PD Dr.Wichts Büro wohnt, lesen Sie am besten in seinem Blog-Beitrag Anatomisches Allerlei: Für Nr.5“ nach.

“Nr. 5″ ist ein ausgewachsenes Männchen (mit Bullenklöten!), und isst am liebsten Pellets und Sonnenblumenkerne. Außerdem wird er gerade ein wenig fett. In Anbetracht dieser Rahmendaten ist davon auszugehen, dass „Nr. 5“ als ausgewachsenes Männchen eine relativ große Maus ist und „gut im Futter steht“ und bei der Kraftnahrung konsequent relativ dichten Stuhlgang produziert.

Um einen Durchschnittswert zu ermitteln, werden 5 Mäuseschisse im annähernd gleichen Trocknungszustand auf der Sartorius-Feinwaage ausgewogen.
Als Gewicht für die 5 getrockneten Mäuseköttel werden bei drei Durchgängen  0,087/0,088/0,087 g ermittelt.
Daraus ergibt sich ein Mittelwert von 0,08733 g.
1 Mäuseköttel wiegt dann entsprechend 0,0873/5=0,01746 g.
Damit hat ein Mäuseköttel eine Gewichtskraft von 0,01746 g * 9,81 N = 0,15 mN.

Fazit: Der Vergleich zwischen Gewichtskraft von Sonnenlicht und Mäuseschiss hätte also korrekt auf etwas mehr 2 Mäuseschisse lauten müssen, er war aber schon recht nahe ´dran.

Wie viele Mäusebrösel einer Tafel Schokolade entsprechen, können Sie  als Hausaufgabe gern allein ausrechnen. Und uns eine Mail schreiben. Das gibt dann Fleißpunke.

Außerdem beantragen wir hiermit, einen neue Gewichtseinheit einzuführen: MS = Mäuseschiss (europäischer Standard).

Unser besonderer Dank geht an „Nr. 5“ und Herrn PD Dr. Helmut Wicht.

Bettina Wurche

 

 

Tags: Raumfahrt · Zoologie

3 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Robert Vogel // Sep 10, 2012 at 20:20

    Klasse, Bettina!
    Das nenne ich einen “anschaulichen Vergleich”!

  • 2 Erik Maronde // Sep 12, 2012 at 12:09

    Grossartig,
    Nr.5 lebt und scheisst (für die Wissenschaft).
    Da sag mal einer, dass Tierversuche immer grausam sein müssen. Kleiner Diättip für Nr.5 : ein Laufrad muss her!

  • 3 Ambra – vom Pottwal-Furz zum Luxus-Parfüm // Sep 25, 2012 at 21:23

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