Groß-Pampau: Wal mit Eichenblatt und Pferdekopf

2. Dezember 2010 von Bettina Wurche · Keine Kommentare

Die 140- Seelen-Gemeinde Groß-Pampau im schleswig-holsteinischen Kreis Herzogtum Lauenburg führt seit März 2010 den Wal im Wappen!

„Von Gold und Blau über einem stark abgeflachten silbernen Dreiberg erhöht geteilt. Oben ein schräglinks gestelltes grünes Eichenblatt und ein roter Pferdekopf, unten ein silberner Bartenwal.“ lautet die Beschreibung des Wappens in der Wappenrolle.

Groß-Pampau ist eine kleine Gemeinde mit einer großen Kiesgrube, in der mittlerweile mehrere hervorragend erhaltene Bartenwale gefunden wurden. Im Wappen ist der erste bedeutende Fund zu sehen: ein fast vollständig erhaltener miozäner Bartenwal.

In der historischen Begründung des Wappens steht dazu in der Wappenrolle Folgendes:

„Historische Begründung:
Die Struktur der Gemeinde Groß Pampau ist fast ausschließlich landwirtschaftlich bestimmt, alte Eichen und gepflegte Bauernhäuser prägen das Ortsbild. Der Pferdekopf zeigt auch die Verbundenheit mit Kreis und Amtsverwaltung. Beide führen den Pferdekopf im Wappen. Weite Teile Schleswig-Holsteins gehörten vor 10 Millionen Jahren zu der Ur-Nordsee. Bei Groß Pampau war das Wasser etwa 50 m tief. Innerhalb der Gemarkung Groß Pampau erfolgt daher ein intensiver Kiesabbau. Im Sommer 1985 wurde in der Kiesgrube ein sensationeller Fund gemacht: ein ca. 10 Millionen-Jahre altes Walskelett wurde entdeckt. 1989 gab es weitere Funde: ein 10 m langes Skelett eines Bartenwals, Reste eines Zahnwales und eines etwa 3 m langen Haies. Der 10 m lange Wal von Groß Pampau ist ein weltweit einmaliger Fund, da man fast alle Teile ausgraben konnte. Mit der Darstellung von Pferdekopf, Eichenblatt und Bartenwal werden die Hauptmerkmale des Dorfes wiedergegeben.“

Dass eine Gemeinde auf ein gefundenes Fossil so stolz ist, das fossile Vieh aufs Wappenschild zu übernehmen, ist in Deutschland die absolute Ausnahme. Das wärmt das Paläontologen-Herz auch an kalten Tagen beim Graben in ungastlichen Gruben.

Dagegen sehen Eichstätt und Holzmaden alt aus. Wobei diese Ansiedlungen ja auch an sich nicht unbedeutende Fossilfunde aufzuweisen haben…

Wale als Wappentiere

In der Heraldik wird zwischen „Delphinen“ und „Walen“ unterschieden. Mehrere deutsche Gemeinden führen Cetaceen in ihren Wappen:
List auf Sylt und Borkum
zeigen als ehemalige Walfängergemeinden natürlich Bartenwale, die Reichtum und Ruhm auf die friesischen Inseln brachten.
Der silberne Delphin der bayrischen Gemeinde Stammham ist einem römischen Mosaik entlehnt.
Und nun gibt es mit Groß-Pampau eine weitere Gemeinde mit einem prachtvollen Wal imWappen.

Bettina Wurche

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