Sammlungswelten: Axolotl – ein Molch zwischen Jugendwahn und Roadkill

21. Februar 2012 von Bettina Wurche · Keine Kommentare

In einer Vitrine der Ausstellung “Sammlungswelten” sind einige Ausnahme-Tiere und Raritäten zu sehen, die Meilensteine der Biologie sind und die jeder Biologe persönlich kennt. Der Axolotl ist einer davon.
Der Axolotl ist ein mexikanischer Schwanzlurch. Er trägt an beiden Seiten des Kopfes drei äußere Kiemenäste, dahinter liegen die Kiemenspalten. Der Axolotl hat als erwachsenes Tier Kiemen und Lungen. Dadurch kann er sowohl im Wasser als auch an der Luft atmen – ein atemtechnischer Tausendsassa!

Für immer jung: Axolotl (Siredon mexicanum (1890))
Normalerweise leben Amphibienlarven im Wasser und atmen über Kiemen, nach der Metamorphose atmen sie dann über Lungen und können das Wasser verlassen.
Der Axolotl und einige andere Molche durchlaufen keine Metamorphose, sondern erreichen die Geschlechtsreife im Kiemen tragenden Larvenstadium. Der Grund für das Ausbleiben der Metamorphose ist ein Schilddrüsendefekt: Die Ausschüttung von Wachstumshormonen bleibt aus.
Das Erreichen der Geschlechtsreife im Larvalstadium heißt Neotenie.

Wenn sich die Lebensumstände eines Axolotl verschlechtern, etwa durch eine zu starke Erwärmung des Wohngewässers, kann es dann trotzdem noch zur Metamorphose kommen: die äußeren Kiemen entwickeln sich dann zurück. Die Tiere können dann das unkomfortabel oder lebensbedrohlich gewordene Wohngewässer verlassen und, wie jeder andere erwachsene Molch auch, an Land leben.
Wilde Axolotl leben nur in einigen mexikanischen Seen, aufgrund der Wasserverschmutzung und Trockenlegung von Feuchtgebieten sind sie vom Aussterben bedroht.
Ihr Name bedeutet in der aztekischen Sprache Nahuatl etwa „Wassermonstrum“.

Neben der ungewöhnlichen Eigenschaft der Neotenie haben Axolotl auch außergewöhnliche Fähigkeiten zur Regeneration: Gliedmaßen, Organe und sogar Teile des Gehirns und Herzens können nach Verlust oder Beschädigung  nachwachsen.

 Der Axolotl als Kultfigur und Haustier
Axolotl haben spätestens durch das Buch von Helene Hegemann „Axolotl Roadkill“ Kultstatus erreicht und wohnen seitdem in noch mehr deutschen Haushalten als Haustier. Das exotische amphibische Haustier hat spezifische gesundheitliche Probleme, mit denen Tierärzte oftmals überfordert sind. Der Berliner Tierarzt Frank Mutschmann, ein Amphibien- und Reptilien-Spezialist, hat deshalb einen Axolotl-App für Tierärzte entwickelt, um die Gesundheitsfürsorge der außergewöhnlichen Molche auch in deutschen Wohnzimmern sicher zu stellen.

Bettina Wurche

 

 

 

 

 

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